Archäologie Stadt und Landkreis Osnabrück
Die Stadt- und Kreisarchäologie Osnabrück beschäftigt sich mit der Erfassung, Erforschung und dem Erhalt von Zeugnissen aus der Vergangenheit, dem kulturellen Erbe der Region. Die gemeinsam von Stadt und Landkreis getragene öffentliche Einrichtung existiert seit 1975.
Zum Team zählen neben Archäologen auch Spezialisten verschiedener Fachdisziplinen, wie z. B. aus dem Bereich der Grabungstechnik, Restaurierung und Öffentlichkeitsarbeit.
Zu ihren Aufgaben gehören:
- Durchführung von forschungsorientierten Maßnahmen im Bereich der Bodendenkmalpflege (Pflegemaßnahmen, Ausgrabungen, Bauforschungen, Sondierungen und Dokumentation)
- Öffentlichkeitsarbeit über die Arbeitsschwerpunkte und die Ergebnisse von Einzelvorhaben (Ausstellungen, Veranstaltungen, museumspädagogische Aktionen, Exkursionen usw.) in Zusammenarbeit mit verschiedenen Facheinrichtungen und Museen
- Wissenschaftliche Auswertung und Erstellen von Publikationen, Restaurierung und Archivierung von Bodenfunden, Betreuung von Schriften- und Fundarchiven sowie musealen Sammlungen
In den vergangenen drei Jahrzehnten stand Gellenbeck in der Gemeinde Hagen a.T.W. schon des Öfteren im Blickfeld der Bodendenkmalpflege. 1995/96 und 1998 legte die Stadt- und Kreisarchäologie Osnabrück dort Ausschnitte des „Gellenbecker Gräberfeldes“ aus der vorrömischen Eisenzeit (ca. 700 vor bis Christus Geburt) frei.
Die damals beidseits der heutigen Antonius-Tappehorn-Straße vorgefundenen Brandbestattungen stammen aus den ersten Jahrhunderten der Eisenzeit bis 300/200 v. Christus. Weitere Grabungskampagnen in den Jahren 1996 (frühmittelalterlicher Holzkastenbrunnen, 7. Jahrhundert) und 2008 (frühmittelalterliche Grubenhäuser, 7./8. Jahrhundert) zeigten, dass die heutige Ortslage Gellenbeck sich bereits seit vorgeschichtlicher Zeit als gut geeigneter Lebens- und Siedlungsraum anbot.
Seit Herbst 2022 wird ein Areal südlich der Grundschule Gellenbeck an der Görsmannstraße untersucht. Es liegt nur wenig westlich der vor 25 Jahren aufgedeckten Brandgräber des „Gellenbecker Gräberfeldes“. Da solche eisenzeitlichen Friedhöfe häufig eine erhebliche Ausdehnung aufweisen, wurden auf einem zur Bebauung vorgesehenen Areal zunächst Such- und Erkundungsgrabungen durchgeführt. Gleich auf den ersten Metern zeichnete sich die erste Urnenbestattung im anstehenden Boden ab. Sie lag gut geschützt unter dem Plaggenesch, einem oft über Jahrhunderte angewachsenen Bodenauftrag von häufig mehren Dezimetern, der im Mittelalter/Neuzeit zur Ertragsverbesserung landwirtschaftlicher Nutzflächen diente.
Insgesamt fanden sich bislang elf mehr oder weniger vollständige Urnen aus der vorrömischen Eisenzeit auf der Grabungsfläche, zum Teil eingefasst von Kreis- oder Quadratgräben. Die Urnen wurden jeweils im Block geborgen. Die Gipsblöcke werden später in der Restaurierungswerkstatt geöffnet, der Urneninhalt (menschlicher Leichenbrand und vielleicht Beigaben aus gebranntem Ton oder Metall) untersucht und die Gefäße anschließend so weit wie möglich restauriert.
Mit der Auffindung dieser Gräber bestätigte sich die vorab aufgestellte archäologische Prognose, hier den westlichen Randbereich des eisenzeitlichen „Gellenbecker Gräberfeldes“ zu erfassen.
Eher unerwartet zeigte sich noch ein zweiter Bestattungshorizont. Auf der Untersuchungsfläche, teils zwischen und neben den Brandgräbern, hoben sich offenbar zehn rechteckige Gruben ab. Dabei handelt es sich um Grabgruben von Körperbestattungen. Allerdings fanden sich keine menschlichen Knochen mehr, da der Boden hier einen niedrigen pH-Wert aufweist. Nicht verbrannte Knochen können in einem derart sauren Boden nur ganz wenige Jahrhunderte überdauern. Über die Grabbeigaben (u.a. ein Beigefäß, eiserne Messerklingen, eine Gürtelgarnitur sowie zahlreiche bunte Glasperlen) lässt sich eine Datierung in das frühe Mittelalter vornehmen, spätes 6.–8. Jahrhundert.
Vermutlich sind diese Bestattungen ein Teilbereich des Friedhofs der frühmittelalterlichen Siedlung am Spellbrink, die 2008 nur etwas mehr als 300 m nordöstlich entdeckt worden war. In denselben Kontext wird auch der 1996 freigelegte Brunnen gehören. So ordnen sich Friedhof, Siedlung und Brunnen in das Spannungsfeld zwischen Franken und Sachsen im frühen Mittelalter sowie in die beginnende Christianisierung unserer Region ein.
Um die noch offenen Forschungsfragen zu klären, zum Beispiel nach der genauen Ausdehnung der beiden Friedhöfe, arbeitet sich das Grabungsteam Stück für Stück weiter im Bebauungsareal nach Westen vor, damit die archäologischen Untersuchungen rechtzeitig vor Erschließungsbeginn beendet werden können.
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Archäologische Denkmalpflege
Stadt- und Kreisarchäologie
Lotter Straße 6
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