Siegfried Averhage geht nach 34 Jahren beim Landkreis Osnabrück in den Ruhestand
Landkreis Osnabrück. Ob die Gründung der MaßArbeit, der Ausbau des Hafens Wittlager Land oder der Start des Agrotech Valley und des WIGOS-Fachkräftebüros: Siegfried Averhage hat als Leiter des Geschäftsbereichs Wirtschaft & Arbeit das wirtschaftliche Geschehen im Osnabrücker Land und die Entwicklung des Arbeitsmarktes in den vergangenen drei Jahrzehnten geprägt wie kein anderer. Bei der MaßArbeit war er „der Mann der ersten Stunde“ und als Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung des Landkreises hatte er immer ein offenes Ohr für die Unternehmen, war dort als nahbarer und zupackender Partner geschätzt.
Nach 34 Jahren Tätigkeit beim Landkreis Osnabrück beginnt für Siegfried Averhage auf den Tag genau am 1. August 2023 der Ruhestand. Doch wie schon in seiner ganzen beruflichen Laufbahn hat der 63-Jährige auch für seine Zeit nach dem Landkreis viel vor: Geplant sind nicht nur Reisen. Auch für sein Hobby, das Fotografieren, hat der Arbeitsmarkt- und Wirtschaftsförderer aus Leidenschaft künftig mehr Zeit.
„Wir verlieren mit Siegfried Averhage einen Kollegen, der immer für seine Aufgabe gebrannt hat“, so Landrätin Anna Kebschull. Sie habe sich immer auf seinen klaren Blick, seine Durchsetzungsstärke und seinen Willen verlassen können, die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt der Region entscheidend voranzubringen. „Er hinterlässt große Schuhe“, unterstrich Kebschull.
Wir verlieren mit Siegfried Averhage einen Kollegen, der immer für seine Aufgabe gebrannt hat.
Seine Karriere begann der Gymnasiallehrer, der unter anderem Geografie studiert hatte, am 1. August 1989 als Quereinsteiger in einer koordinierenden Position im Bereich der Altenpflege und Altenhilfe beim Landkreis Osnabrück. Schon in den ersten fünf Jahren führte ihn der Weg in die Arbeitsmarktpolitik. Das Projekt „Hilfe zur Arbeit“ rückte langzeitarbeitslose Menschen in den Fokus, die mit dem Bezug von Sozialhilfe faktisch nicht mehr an der aktiven Arbeitsvermittlung teilhaben konnten. Dieses „Osnabrücker Modell“ war Vorläufer der 1996 gegründeten MaßArbeit gGmbH, die mit der gesetzlichen Verankerung des Optionsmodells 2005 zur kommunalen Arbeitsvermittlung MaßArbeit k.A.ö.R wurde.
Hier gestaltete Averhage die aktive Arbeitsmarktpolitik des Landkreises von Beginn an maßgeblich mit. Seit dem 1. März 2012 leitet er den neu geschaffenen Geschäftsbereich Wirtschaft & Arbeit des Landkreises und damit auch die WIGOS Wirtschaftsförderungsgesellschaft Osnabrücker Land, die oleg Entwicklungsgesellschaft- Osnabrücker Land, bis Ende 2020 den Hafen Wittlager Land und gemeinsam mit Lars Hellmers die MaßArbeit. Auch die Geschäftsführung des ICO InnovationsCentrum Osnabrück gehörte zu seinem Aufgabenbereich.
In seiner mehr als drei Jahrzehnte langen Tätigkeit hat der als geradlinig, vertrauenswürdig und zupackend geschätzte Netzwerker viel bewegt, mitunter nicht ohne Widerstände. Probleme sprach Siegfried Averhage offen an, ließ sich von ihnen nicht aus der Bahn werfen. Ein „Geht nicht“ gab es bei ihm nie, zuweilen war er auch unbequem. An ihm kam keiner vorbei. Seine Zielstrebigkeit und Offenheit brachten ihm den Ruf als „Wirtschaftsförderer mit Ecken und Kanten“ ein.
Auf Landes- und Bundesebene genießt Siegfried Averhage höchsten Respekt.
Als verlässlicher Partner der Wirtschaft hat er an der Spitze der WIGOS gemeinsam mit dem Team ab 2012 neue Themen wie Digitalisierung und Klimaschutz aufgegriffen und die Unterstützungsleistung des UnternehmensService weiter ausgebaut. Den Herausforderungen des Fachkräftemangels begegnet die WIGOS mit dem Fachkräftebüro und seit 2022 mit der MINT-Koordinierungsstelle. Gemeinsam mit dem damaligen Landrat Michael Lübbersmann initiierte der WIGOS-Geschäftsführer das Agrotech Valley und stärkte so die Stellung des deutschlandweit führenden Clusters der Agrarsystemtechnik in der Region. Bundesweit anerkannt wurde die Arbeit der WIGOS auch 2021, als ihr der „Große Preis des Mittelstandes“, Sonderpreis „Kommune des Jahres“, verliehen wurde.
Um Unternehmen Raum zum Wachsen zu geben, entwickelte das Team der oleg nicht nur verschiedene Gewerbegebiete im gesamten Landkreisgebiet weiter. Die oleg trieb unter anderem auch die Ansiedlung von Häcker Küchen in Venne, den Kauf der Homann-Flächen in Dissen und die Erweiterung der Produktion in Bad Essen-Lintorf voran. Gemeinsam mit dem oleg-Team rief Averhage zudem das Nachhaltige Flächenmanagement für den Landkreis Osnabrück ins Leben.
Besonders wichtig war ihm das Behördenmanagement, eine der Serviceleistungen der oleg. So begleitet die oleg im engen Schulterschluss mit anderen Organisationseinheiten des Landkreises Osnabrück Unternehmen im Rahmen von Genehmigungsverfahren. Darüber hinaus intensivierten Averhage und sein Team die Unterstützung von Unternehmen beim Anschluss an das Breitband. Bis Ende 2020 trieb er als Geschäftsführer des Hafens die Entwicklung des Hafens Wittlager Land voran.
Rückblickend auf die 34 Jahre in Gänze war es eine tolle Zeit beim Landkreis Osnabrück.
Seine „erste Liebe“, die MaßArbeit, hat er jedoch weiterhin trotz seiner Leidenschaft für die Wirtschaftsförderung begleitet. Bis heute ist die MaßArbeit eine der leistungsstärksten und erfolgreichsten Optionskommunen bundesweit. „Wie sehr Siegfried Averhage die Entwicklung einer aktiven Beschäftigungsförderung nicht nur im Landkreis Osnabrück geprägt hat, ist beim regelmäßigen Austausch auf Landes- und Bundesebene spürbar: Hier genießt er höchsten Respekt als kreativer und durchsetzungsstarker Macher, dessen Handeln immer vom originären Interesse am bestmöglichen Ergebnis für Menschen im Leistungsbezug geprägt war“, sagte Lars Hellmers, Vorstandskollege der MaßArbeit.
Der Leiter des Geschäftsbereichs Wirtschaft & Arbeit aus Melle-Gesmold geht mit einem lachenden und einem weinenden Auge in den „Unruhestand“: „Rückblickend auf die 34 Jahre in Gänze war es eine tolle Zeit beim Landkreis Osnabrück. Viele meiner Ideen konnte ich gemeinsam mit geschätzten Partnerinnen und Partnern aus Wirtschaft, Verwaltung und Politik umsetzen. Doch ohne die kompetenten und kreativen Kolleginnen und Kollegen wären wir lange nicht so erfolgreich wie wir es heute sind. Mit diesen tollen Teams hat mir die Arbeit sehr viel Spaß gemacht. Dank ihnen bin ich immer gerne ins Büro gegangen“, betonte Siegfried Averhage.
So rührig Siegfried Averhage auch in seinem Beruf war und so oft er aufgrund seiner Position in der Öffentlichkeit auftrat, so zurückgezogen plant er seine Zeit als Rentner: Ämter strebt Siegfried Averhage nicht an, vielmehr wird er künftig in der Natur unterwegs sein, Vögel beobachten und die Momente fotografisch festhalten. Wer ihn kennt, weiß sicher: Langweilig wird es dem aktiven und vielseitig interessierten „Macher aus Gesmold“ bestimmt nicht.
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