Foto einer Rötelmaus
Hantavirus: Rötelmäuse verursachen die meisten Erkrankungen
Montag, 19. Juni 2023

Der Gesundheitsdienst informiert: So beugen Sie einer Hantavirus-Infektion vor

Aktuell gibt es Hinweise, dass in diesem Jahr ein erhöhtes Risiko für Hantavirus-Erkrankungen im Landkreis Osnabrück besteht. Das von Rötelmäusen über Kot und Urin ausgeschiedene Puumala-Hantavirus verursacht die meisten Erkrankungen. Bei Kontakt mit diesen Ausscheidungen, aber auch durch Einatmen von Staub kann eine Übertragung auf den Menschen erfolgen. Die Infektion führt nach ungefähr zwei bis drei Wochen zu einer Erkrankung. Die Schwere der Erkrankung kann von grippeähnlichen Symptomen bis zur Nierenfunktionsstörung reichen.

Eine Häufung von Hantavirus-Erkrankungen tritt in der Regel dann auf, wenn im Vorjahr eine starke Fruchtbildung der Buchen stattgefunden hat, so dass die Rötelmäuse über den Winter ein gutes Nahrungsangebot hatten und sich dadurch bereits im Winterhalbjahr gut vermehren konnten. Derzeit weisen mehrere Indikatoren auf ein erneutes Hantavirus-Ausbruchsjahr im Landkreis Osnabrück hin: Einerseits gab es im vergangenen Jahr eine Buchenmast. Andererseits ist in diesem Jahr die Zahl der an mehreren Standorten regelmäßig beobachteten Rötelmäuse gegenüber dem Vorjahr deutlich erhöht.


Checkliste Hantavirus

Aufgrund der diesjährigen Bedingungen sollten Einwohnerinnen und Einwohner des Landkreises Osnabrück Folgendes beachten, um Infektionen vorzubeugen:

  • Bei Tätigkeiten mit hohem Übertragungsrisiko, wie dem Ausfegen oder Aufräumen von Lagerräumen, Ställen, Schuppen oder Garagen, der Gartenarbeit oder dem Verarbeiten von gelagertem Holz, sollte Staubaufwirbelung vermieden werden - beispielsweise durch Befeuchten der Umgebung.
  • Für eine gute Durchlüftung der von Rötelmäusen bevorzugten Räume sorgen.
  • Schutzmaßnahmen am Körper (Gummihandschuhe, Wundabdeckung) tragen.
  • Wohnhäuser und Nebengebäude sollten unbedingt vor dem Eindringen von Nagetieren geschützt werden.
  • Falls doch Staub entstehen könnte, sollte eine enganliegende Atemschutzmaske getragen werden, empfohlen wird eine FFP3-Maske beziehungsweise alternativ eine FFP2-Maske.

Weitere Informationen zur Vermeidung von Hantavirus-Infektionen erhalten Sie in unserem Merkblatt.


 

Die Zahl der gemeldeten Hantavirus-Erkrankungen beim Menschen bewegt sich aktuell noch auf mittlerem Niveau. Erfahrungsgemäß nimmt die Zahl der Infektionsmeldungen ab Juni aber deutlich zu. Hantavirus-Ausbruchsjahre werden in Deutschland meist in Abständen von zwei bis drei Jahren beobachtet. Der Landkreis Osnabrück verzeichnet hierbei in Niedersachsen die meisten Infektionen und war zuletzt im Jahr 2019 stark betroffen. Für 2023 weisen Prognosemodelle für die Region ein hohes Risiko für Hantavirusfälle aus.

Hintergrundinformationen zum Hantavirus

In Deutschland wird der größte Teil der Hantavirus-Erkrankungen beim Menschen durch das Puumala-Orthohantavirus (PUUV) verursacht. Dieses Hantavirus wird von der Rötelmaus (Myodes glareolus syn. Clethrionomys glareolus) auf den Menschen übertragen. Bisherige Untersuchungen haben ergeben, dass sich die Verbreitung dieses Hantavirus auf den südlichen und westlichen Teil Deutschlands beschränkt. Diese Verbreitung steht auch in Übereinstimmung mit dem Auftreten humaner Erkrankungen in den bereits lange bekannten Endemiegebieten, das heißt, Gebieten in denen das Virus fortwährend auftritt und es zu humanen Infektionsfällen kommt, in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen, insbesondere im Landkreis Osnabrück.

Das Auftreten von Hantavirus-Ausbruchsjahren kann durch Massenvermehrungen der Rötelmaus erklärt werden; in Deutschland und anderen Ländern Mittel- und Westeuropas wird diese Massenvermehrung durch eine starke Samenproduktion der Buche („Mastjahr“) verursacht. Bei allen bisherigen Ausbruchsjahren 2007, 2010, 2012, 2017 und 2019 gab es Hinweise auf eine starke Samenproduktion bei der Buche im jeweiligen Vorjahr. Im Jahr 2019 fielen erstmals Unterschiede in der Verteilung der humanen Erkrankungsfälle in den bekannten Endemiegebieten auf, die sich auch in diesem Jahr zeigen.

Neben PUUV sind in Deutschland humane Hantavirus-Erkrankungen in Ost- und Nordostdeutschland auf Infektionen mit dem Dobrava-Belgrad-Orthohantavirus, Genotyp Kurkino, zurückzuführen. Daneben wurden humane Infektionen mit dem Seoul-Orthohantavirus, übertragen durch Heimratten, sowie molekular eine humane Infektion mit dem Tula-Orthohantavirus in Deutschland gefunden. Darüber hinaus kommen in Deutschland weitere Nagetier-, Spitzmaus- und Maulwurf-assoziierte Hantaviren vor, deren Humanpathogenität bisher unbekannt ist.

Im Rahmen des Forschungsnetzes „Zoonotische Infektionskrankheiten“ wurde der Forschungsverbund „RoBoPub“ (Rodent-Borne-Pathogens-and-Public-Health, also Nagetier-übertragene Krankheitserreger und öffentliche Gesundheit) vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Als One Health-Initiative beschäftigten sich Partner aus unterschiedlichen Bereichen mit Erreger-, Nagetier- und Umwelt-bezogenen Aspekten der Erregerübertragung, der Manifestation und Diagnose der humanen Erkrankung, sowie sozialen Aspekten der Sensibilisierung und Risikowahrnehmung der Bevölkerung sowie der niedergelassenen Ärzte.

Daneben wurde ein bundesweiten Prognosemodells für humane Hantaviruserkrankungen in einem Projekt entwickelt, das vom Umweltbundesamt gefördert wurde. Die gewonnenen Erkenntnisse wurden für die Erstellung von kleinräumigen Risikokarten, Risikomanagementplänen und Handlungsempfehlungen für den öffentlichen Gesundheitsdienst zur Information der Bevölkerung, von Risikogruppen und niedergelassenen Ärzten genutzt.

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