Integrationskonferenz: „Gegen negative Narrative entschieden vorgehen“
Osnabrück. Die hohen Zuwanderungszahlen sind in der Bundesrepublik Deutschland ein zentrales Thema in der öffentlichen Diskussion. Eine der wichtigen Fragen: Wie kann Integration positiv gestaltet werden? Diese stand auch im Mittelpunkt der 9. Integrationskonferenz, die unter dem Titel „Ankommen, Zusammenleben und Teilhaben vor Ort im Landkreis Osnabrück“ im Kreishaus Osnabrück stattfand. Rund 160 Fachleute aus Verwaltungen, Wohlfahrtsverbänden und Migrantenorganisationen nahmen an der Fachveranstaltung teil.
In Vorträgen und Workshops wurden zahlreiche Facetten von Integrationsprozessen beleuchtet und diskutiert. Landrätin Anna Kebschull stellte fest, dass Zuwanderung und Vielfalt unsere Gesellschaft bereichert: „In der öffentlichen Diskussion werden oft Ängste vor Zuwanderung geschürt. Gegen diese negativen Narrative müssen wir entschieden vorgehen. Die Chance sich kennenzulernen öffnet für alle Seiten Türen und bereichert unser Leben. Daher ist Integrationsarbeit so wertvoll.“ In diesem Zusammenhang dankte die Landrätin insbesondere den ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, die einen großen Beitrag zur Integration leisteten.
Erörtert wurden Ansätze des lokalen Integrationsmanagements ebenso wie das Ankommen in Kindertagesstätten und Schulen, Chancen in Ausbildung und Beruf, das Thema Migration und Pflege aber auch Fragen von Anti-Diskriminierung und Teilhabe.
Nino Aivazishvili-Gehne (Universität Wien) erläuterte in ihrem Vortrag „Auf der Suche nach dem guten Leben“, der auf Feldforschungen in Osnabrück beruhte, wie stark die Lebenswelt zugewanderter Menschen durch überregionale und internationale Bezüge geprägt ist. Entscheidend für das Zugehörigkeitsgefühl seien vor allem Aspekte wie Familie, gute Freunde und Nachbarn, Gesundheit und die Möglichkeit, ein auskömmliches Leben führen zu können.
In der Abschlussdiskussion wurden wichtige Faktoren für ein gelingendes Ankommen, Zusammenleben und Teilhaben im Osnabrücker Land beleuchtet. Neben Kebschull und Aivazishvili-Gehne waren Michael Wernke (Samtgemeinde Bersenbrück), Irina Glushchenko (Ukrainische Gemeinde Osnabrück e.V.), Christiane Mollenhauer (Diakonie Osnabrück Stadt und Land) und Ulf Zumbrägel (Berufsschulzentrum am Westerberg Osnabrück) auf dem Podium vertreten.
Kebschull betonte, dass der Landkreis und die kreisangehörigen Kommunen aus der Erfahrung der Fluchtmigration 2015/2016 gelernt und leistungsfähige Strukturen geschaffen hätten, so dass die Bewältigung der aktuellen Herausforderungen nun besser gelänge. Vor allem die in unserer Region sehr intensive und von Vertrauen geprägte Zusammenarbeit der Akteure mache vieles möglich. Mit Blick auf die Lebensrealität zugewanderter Menschen vor Ort warb Sie für gegenseitiges Verständnis. Es brauche vor allem Begegnung im Alltag und positives Erleben miteinander.
Samtgemeindebürgermeister Wernke unterstrich die hohe Bedeutung des Spracherwerbs und plädierte dafür die zu hohen Erwartungen an Zugewanderte herunterzuschrauben. Es sei gleichermaßen notwendig, langfristig verlässliche Strukturen für die Integrationsarbeit vorzuhalten und das Ehrenamt zu stärken. Die Podiumsgäste waren sich einig, dass Integrationsprozesse Geduld erfordern. Menschlichkeit und Verständnis seien die Basis für ein gelingendes Zusammenleben.
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