Fotoausstellung: Wie ist es, mit Eltern aufzuwachsen, die eine alkoholbezogene Störung aufweisen?
Osnabrück. Eins haben die Abgelichteten gemeinsam: Sie alle stammen aus suchtbelasteten Familien, entwickelten dann ein individuelles „Rettungsboot“, um sich ein eigenständiges Leben aufzubauen. Diese Geschichten sind Gegenstand der Ausstellung „Gesicht zeigen“, die jetzt im Rahmen der Aktionswoche „Alkohol? – Weniger ist besser!“, im Kreishaus Osnabrück eröffnet wurde.
Der Gesundheitsdienst für Landkreis und Stadt Osnabrück hatte gemeinsam mit dem Fachdienst Jugend der Stadt Osnabrück die Fotowanderausstellung von NACOA Deutschland ins Kreishaus geholt. Der Fotograf Hauke Dressler hat die Betroffenen abgelichtet, Journalist Stephan Kosch ihn begleitet, mit den Menschen gesprochen und die Texte über sie geschrieben. Dabei wird deutlich, wie unterschiedlich die Rettungsboote sein konnten: Musik, Malerei, Tanz, Glaube oder über das Tabu sprechen. Dressler und Kosch waren bei Ausstellungseröffnung anwesend, wie auch zwei der Abgebildeten: Jan H. Röttgers und Eva Klaffke-Römer.
Die Aktualität des Themas unterstrich die Erste Kreisrätin Bärbel Rosensträter. Nach Schätzungen der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen leben in Deutschland rund 2,65 Millionen Kinder und Jugendliche in einem Haushalt, in dem mindestens eine erwachsene Person eine alkoholbezogene Störung aufweist. Das bedeutet, dass im Schnitt in jeder Schulklasse wenigstens ein betroffenes Kind zu finden wäre. „Kinder haben feine Antennen dafür, wenn mit den Eltern etwas nicht stimmt oder es Ihnen schlecht geht“, betonte Rosensträter. Die späten Folgen dieser Erfahrungen: Rund ein Drittel der betroffenen Kinder greifen als Erwachsene selber zu Suchtmitteln, ein weiteres Drittel entwickelt psychische, soziale oder psychiatrische Auffälligkeiten. Auf diese Umstände weist auch die bundesweite Aktionswoche „Alkohol? Weniger ist besser!“, hin, die in der vergangenen Woche stattgefunden hatte.
Die Ausstellung ist noch bis 25. Juni während der Öffnungszeiten des Kreishause (montags bis mittwochs 8 bis 16 Uhr, donnerstags 8 bis 17.30 Uhr und freitags 8 bis 13 Uhr) zu sehen.
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