Gemeinsam für die Heide: Besonderer Lebensraum entsteht im Börsteler Wald
Berge. Ein erfolgreiches Gemeinschaftsprojekt im FFH-Gebiet „Börsteler Wald und Teichhausen“: das Stift Börstel hat in Zusammenarbeit mit dem Integrierten EU-LIFE-Projekt „Atlantische Sandlandschaften“ des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), dem betreuenden Bezirksforstamt Artland, der Landwirtschaftskammer und der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Osnabrück mehrere Maßnahmenpakete zur Aufweitung, Pflege und Entwicklung der Heideflächen in dem Fauna-Flora-Habitat-Gebiet geplant und umgesetzt. Den Austausch zwischen den Akteuren stellte Kristina Behlert aus dem Gebietsmanagement des Natur- und Geopark TERRA.vita her. Besonders wichtig war den Beteiligten, dass die Maßnahmen in enger Zusammenarbeit geplant, finanziert und umgesetzt worden sind.
Über das LIFE-Projekt konnten Verbindungsflächen zwischen den bestehenden drei Heideflächen hergestellt werden. Dazu wurden vom Eigentümer, dem Stift Börstel, im Jahr 2021 die Fichten entnommen und verwertet. Im Jahr 2022 wurde auf etwa einem halben Hektar der Oberboden abgetragen. Nun können sowohl Tier- als auch Pflanzenarten ohne Hindernisse zwischen den Flächen wandern und gewinnen damit geeigneten Lebensraum hinzu. Leonie Braasch NLWKN freut sich, dass das LIFE-Projekt den Anstoß für die Maßnahmen geben konnte, und bekräftigt, dass dies „ohne die lokalen Partnerinnen und Partner vor Ort nicht möglich gewesen wäre!“.
Auf den nährstoffärmeren Flächen haben angepasste Pflanzenarten wie die Besenheide eine gute Chance, sich zukünftig weiter auszubreiten. Eine kleine Starthilfe gab dabei eine manuelle Mahdgutübertragung durch das TERRA.vita-Gebietsmanagement, bei der Heidesamen von den bestehenden auf die hinzugewonnenen Flächen ausgebracht wurden – mit vollem Erfolg: kleine, saftig grüne Heidezweige ragen ein Jahr später aus dem blanken Sandboden. Thomas Kutter vom NLWKN ist zufrieden: „Dieses Jahr war ein gutes Jahr, um das erste Jahr zu haben! Die sommerlichen Niederschläge scheinen der Heideverjüngung wirklich gut getan zu haben.“
Den meisten Menschen dürften die lilafarbenen Blütenteppiche der Besenheide auf mageren, trockenen Standorten ein bekannter Anblick sein. Hier im Gebiet ist aber auch die Heide auf feuchten, moorigen Standorten mit Glockenheide und Moorlilie besonders schützenswert. „Früher holte man sich hier selbst im Hochsommer noch nasse Füße“, berichtet die Äbtissin des Stifts Britta Rook. Um das Wasser noch besser im Gebiet halten zu können, wurde im Norden des Gebietes ein kleiner Wall angelegt, um das Niederschlagswasser länger auf der Fläche zu halten. Doch Götz Huwald von der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Osnabrück zeigt sich besorgt: „Trotz des vergleichsweise nassen Sommers, sind viele Flächen sehr trocken.“
Der Landkreis hat in 2022 und 2023 die Pflege der bestehenden Heideflächen mit weiteren Landesmitteln zur Pflege- und Entwicklung der FFH-Lebensräume finanziert. Die Flächen wurden entkusselt. Das bedeutet, dass aufkommende Gehölze entfernt wurden, um die Fläche offen zu halten und den Wasserentzug zu minimieren. Förster Frank Sitterberg weiß: „Es ist wichtig, weiterhin ein wachsames Auge auf die Fläche zu haben. Es werden immer wieder Nacharbeiten notwendig werden, um die Fläche so offen zu halten.“
Die Verjüngungskur für die Heide übernehmen seitdem die Ziegen und Schafe von Schäfer Kai Mithöfer, der einige Flächen im nördlichen Landkreis mit seinen Tieren zu Zwecken der Landschaftspflege bearbeitet. Der Verbiss des Heidekrautes und aufkommender Gehölze durch die vierbeinigen Landschaftspfleger bewirkt, dass ersteres im kommenden Jahr wieder kraftvoll neu austreiben kann und nicht von anderen Gehölzen überwachsen wird. Die Äbtissin des Stifts Britta Rook berichtet: „Der Wald, der heute den Börsteler Wald ausmacht, ist gar nicht so alt wie viele denken. Noch vor ca. 150 Jahren konnte man vom Stift Börstel bis in den Ort Menslage schauen. Durch die Beweidung mit Schafen, Schweinen und Rindern im so genannten Hutewald, kamen kaum noch Gehölze auf und es gab damals weitaus größere Heideflächen als die kleinen Relikte heutzutage.“
Umso wichtiger ist es heute diese Relikte mit ihrem Mosaik aus feucht und trocken zu erhalten. Obwohl die Heide in der Blütezeit einen schönen Anblick bietet, sollte man in den Schutzgebieten während des Spaziergangs oder dem Radfahren auf den Wegen bleiben, um den spezialisierten, oftmals sehr seltenen Arten hier den Rückzugsraum zu geben, den sie in der Landschaft sonst nicht mehr finden.
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