Neuer "frauenORT" in Melle - weibliche Kreistagsabgeordnete begeben sich auf Spuren von Ilsa Losa
Melle. In Niedersachsen ist jetzt der 50. "frauenORT" eröffnet worden – in Melle im Landkreis Osnabrück. Aus diesem Grund besuchten auf Einladung des Gleichstellungsbüros des Landkreises mehrere weibliche Kreistagsabgeordnete Melle. Hier war die Schriftstellerin Ilsa Losa – Namensgeberin des Frauenorts – 1913 geboren worden.
Treffpunkt für die Politikerinnen sowie die Landkreis-Gleichstellungsbeauftragte Franziska Matt war das Rathaus, wo die Gruppe von Bürgermeisterin Jutta Dettmann und der Melleraner Gleichstellungsbeauftragten Katja Rauer empfangen wurde.
1934 ins Exil nach Portugal
Dettmann nahm die Besucherinnen anschließend mit auf einen Lebensweg, der Ilsa Losa aus Melle über Berlin bis in die portugiesische Hafenstadt Porto führte. Der Grund für das Exil war ein hitlerkritischer Brief Losas, der von der Gestapo abgefangen worden war. Die junge Frau wurde vorgeladen und verhört. Losa nutzte eine kurze Chance, Deutschland zu verlassen und folgte ihrem bereits ausgewanderten Bruder nach Portugal.
In ihrem Exilland wurde sie zu Lebzeiten mehrfach für ihr literarisches Schaffen gewürdigt. Ihr Roman „Die Welt in der ich lebte“ wurde zu Beginn der 1990er Jahre ins Deutsche Übersetzt. Um die vielseitigen Werke und das ereignisreiche Leben Interessierten zu vermitteln, wurde in der Stadt Melle eine Fahrradstrecke mit verschiedenen Staionen konzipiert.
Vier der Stationen wurden noch nicht eröffnet, aber Katja Rauer begleitete die Gruppe der Besucherinnen zum ersten Ort. Dort geht es um die Schulzeit der Schriftstellerin im heute denkmalgeschützten Gebäude der Grönenbergschule.
Schulzeit an der Grönenbergschule in Melle
Hier weisen zwei große Skulpturen in Form von orangenen Bleistiften auf die Station hin, die durch eine Infotafel ergänzt wird. Auf der Tafel gibt es auch zwei QR-Codes. Mit deren Hilfe können Nutzerinnen und Nutzer Audiobeiträge anhören. Der eine ist für Erwachsene gedacht, der andere für Kinder. Eine Besonderheit ist dabei: Der für Kinder entwickelte Beitrag wurde auch von Kindern besprochen.
Auch die letzte Station wurde bereits eröffnet. Diese befindet sich am jüdischen Friedhof unter dem Titel „Der gute Ort“. Sobald alle Wegmarken eingerichtet sind, wird die Strecke 11,2 Kilometer lang sein und kann in ungefähr einer Dreiviertelstunde per Fahrrad erkundet werden. Die offizielle Eröffnung des Radweges findet am 22. September, 14.15 Uhr, an der Station an der Grönenbergschule statt.
Franziska Matt und die Kreistagsabgeordneten zeigten sich vom neuen "frauenORT" begeistert: Das außergewöhnliche Leben Ilsa Losas werde Interessierten mit der Fahrradstrecke und den ausgewählten Stationen eindrucksvoll nähergebracht.
Hintergrund zu "frauenORTE" in Niedersachsen
Das Projekt "frauenORTE" Niedersachsen ist eine Initiative des Landesfrauenrates Niedersachsen, die seit 2008 das Leben und Wirken historischer Frauenpersönlichkeiten in Niedersachsen würdigt und durch die Einrichtung von "frauenORTEN" bekannter machen will. Im Landkreis Osnabrück ist Ilsa Losa die zweite Persönlichkeit, der ein "frauenORT" gewidmet ist.
Zuvor wurde der "frauenORT" Cilli-Maria Kroneck-Salis Osnabrück/Bad Iburg eröffnet. Er ist eine Kooperation der Gleichstellungsbeauftragten der Städte Osnabrück und Bad Iburg sowie des Landkreises Osnabrück. Seit 2018 gehört dieser 35. "frauenORT" zur landesweiten Initiative "frauenOrte" Niedersachsen.
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